Deutschlands Nationalparks – was macht sie so besonders? Wo befinden sich der älteste und der jüngste Park? Welche Sehenswürdigkeiten sollte man nicht verpassen? Hier einige interessante Informationen für Naturliebhaber und all jene, die atemberaubende Landschaften den Städten vorziehen.
Im Jahr 2020 feierte der älteste Nationalpark Deutschlands seinen 55. Geburtstag. Wussten Sie schon? Die Anzahl der Nationalparks entspricht genau der Anzahl der Bundesländer – jedes Land verfügt über ein eigenes Naturschutzgebiet.
Bayerischer Wald
Der Bayerische Wald gilt als erster und ältester Park Deutschlands. Am 7. Oktober 2020 beging er sein goldenes Jubiläum. Das Schutzgebiet erstreckt sich über 24.250 ha. Der höchste Punkt ist der Große Arber mit 1456 m. Gemeinsam mit dem tschechischen Nationalpark Šumava bildet er das größte zusammenhängende Waldgebiet Mitteleuropas.
Nationalpark Berchtesgaden
Bei Berchtesgaden denkt man unweigerlich an Hitler und seine Residenz am Obersalzberg. Der Park erstreckt sich auf einer Höhe zwischen 603,3 m und 2,7 km über dem Meeresspiegel. Der tiefste Punkt ist der Königssee, der höchste der Berg Watzmann. Ein weiterer Hochgebirgssee – der Funtensee – liegt auf 1,6 km Höhe. In seiner Umgebung wurde kurz vor Weihnachten 2001 die niedrigste Temperatur Deutschlands gemessen: -46°C. Der Park wurde 1978 eröffnet und umfasst 20.800 ha. Er ist der südlichste Nationalpark des Landes und der einzige deutsche Hochgebirgs-Nationalpark in den Alpen.
Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer
Das Schleswig-Holsteinische Wattenmeer ist flächenmäßig der größte und nördlichste Park des Landes. Er wurde am 1. Oktober 1985 eröffnet und umfasst 441.500 ha. Etwa zwei Drittel seiner Fläche sind ständig von Wasser umgeben, während 30% regelmäßig überflutet werden. Zusammen mit dem benachbarten Niedersächsischen Wattenmeer bildet er den deutschen Teil des Wattenmeers.
Der Name "Watt" stammt übrigens nicht vom britischen Erfinder der Dampfmaschine, sondern vom niederländischen Wort "vater", was "Wasser" bedeutet.
Unweit von Schleswig liegen die Nordfriesischen Inseln, die zu den Niederlanden gehören. Östlich dieses Naturgebiets befindet sich Flensburg – die zweitnördlichste Stadt Deutschlands. Am 26. Juni 2009 wurde der Park in die UNESCO-Welterbeliste aufgenommen.
Nationalpark Jasmund
Jasmund entstand kurz vor der deutschen Wiedervereinigung am 12. September 1990 und ist heute der kleinste Nationalpark des Landes. Seine bekannteste Attraktion ist der Königsstuhl – eine 118 m hohe Kreidefelsformation. Rund 300.000 Touristen besuchen jährlich diesen Aussichtspunkt, um das Panorama über der Ostsee zu genießen.
Der Park gehört zur Insel Rügen, auf der sich auch der größte Ferienort des Landes befindet. In der Nähe von Binz liegt Prora – eine nationalsozialistische Ferienanlage, die für über 20.000 Menschen konzipiert wurde und fast 5 km lang ist. Nach jahrelangem Leerstand erwacht sie nun allmählich zu neuem Leben. Unter Hitler wurde Prora nie fertiggestellt; wegen des drohenden Krieges wurden die Bauarbeiten 1938 eingestellt. Vor etwa fünf Jahren gaben die Behörden grünes Licht für ein neues Kapitel des Ostsee-Erholungsorts. Heute kommen sowohl Einheimische als auch Touristen hierher. Manche betrachten Prora sogar als möglichen dauerhaften Wohnsitz.
Vorpommersche Boddenlandschaft
Fast in Nachbarschaft zu Jasmund befindet sich der Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft, der am Vorabend des Tags der Deutschen Einheit, am 1. Oktober 1990, eröffnet wurde. Er liegt etwas nordöstlich von Rostock und umfasst 80.500 ha. Der Park ist der größte in Mecklenburg und der drittgrößte im Land. Die offene Ostsee macht etwa die Hälfte seiner Fläche aus. Diese Region dient als Rastplatz für südwärts ziehende Kraniche. Insgesamt nisten hier mehr als 160 Vogelarten, von denen 67 auf der Roten Liste stehen. Leider wird das Gebiet häufig zum Jagen und Angeln genutzt, wodurch viele Vögel ihre Nahrungsgrundlage verlieren.
Sächsische Schweiz
Dieser Park liegt unweit von Dresden. Seine Grundlage wurde vor 65 Jahren in der DDR im Rahmen des "Nationalparkprogramms der DDR" geschaffen. Seinen heutigen Status erhielt er nach der Wiedervereinigung. Wie Jasmund wurde er offiziell am 12. September 1990 eröffnet. Das Naturschutzgebiet befindet sich nahe der tschechischen Grenze, wo ein Park mit ähnlichem Namen liegt. Der Name leitet sich vom deutschen Teil des Elbsandsteingebirges ab. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen die Basteibrücke mit den Basteifelsen sowie die Festung Königstein.
Nationalpark Unteres Odertal
Der Park Unteres Odertal liegt direkt an der Grenze zu Polen. Er wurde am 28. Juni 1995 eröffnet und bildet zusammen mit dem benachbarten polnischen Nationalpark Cedynia ein gemeinsames Schutzgebiet. Hier befinden sich auch ein Polder und ein Dammsystem, die die nahegelegene polnische Stadt Stettin vor Überschwemmungen schützen.
Nationalpark Hainich
Hainich ist der einzige Nationalpark Thüringens. Man könnte ihn tatsächlich als das "grüne Herz" des Landes bezeichnen, da er genau im Zentrum Deutschlands liegt – etwa gleich weit entfernt von den nördlichsten kontinentalen (Flensburg), einem der südlichsten (Füssen), dem östlichsten (Görlitz) und dem westlichsten (Aachen) Orten des Landes, wenn man die Karte der Naturschutzgebiete betrachtet. Der Park wurde am Silvesterabend, dem 31. Dezember 1997, eröffnet. In der Nähe liegt Eisenach – die Geburtsstadt von J.S. Bach.
Nationalpark Eifel
Fährt man Richtung Aachen, gelangt man zum Nationalpark Eifel. Der erste Gedanke ist oft der berühmte Eiffelturm in Paris – hauptsächlich weil der Name A.G. Eiffel direkt damit verbunden ist. Doch zufällig trägt auch einer der deutschen Nationalparks diesen Namen. Tatsächlich bezeichnet die Eifel ein Mittelgebirge, das zwei rheinische Bundesländer umfasst: Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Im Westen grenzt der Park an Belgien und wurde am 1. Januar 2004 eröffnet.
Nationalpark Harz
Den Harz kann man grob in zwei Teile unterteilen: den eigentlichen Harz und den Oberharz, die zwei niedersächsische Regionen vereinen: Niedersachsen (Harz) und Sachsen-Anhalt (Oberharz). 95% seiner Fläche sind von Wäldern bedeckt. Hier befindet sich auch der berühmte Hexenberg Brocken.
Nationalpark Schwarzwald
Der Nationalpark Schwarzwald wurde ebenfalls an einem 1. Januar eröffnet, allerdings erst kürzlich – im Jahr 2014. Er liegt nahe der Schweizer Grenze. Heute umfasst er etwas mehr als 10.000 ha. Im Schutzgebiet findet man zahlreiche Mineralquellen, die zur Entstehung von Kurorten wie Baden-Baden oder Badenweiler beigetragen haben. Im Schwarzwald entspringt der zweitgrößte Fluss Europas – die Donau. Im Park werden geführte Touren angeboten.
Nationalpark Hunsrück-Hochwald
Der letzte Park in unserem Überblick liegt unweit der deutsch-französischen Grenze. Hunsrück-Hochwald ist etwas größer als der Schwarzwald (10.100 ha) und ist der jüngste Park des Landes, der im März 2015 eröffnet wurde. Die Tierwelt umfasst Wildkatzen und Wölfe. Hier kann man auch Sehenswürdigkeiten wie die Burg Otzenhausen besichtigen, und Wanderfreunde können den 410 km langen Saar-Hunsrück-Steig nutzen.