Der Amazon-Tower ist schon von Weitem sichtbar. Überdimensional wuchtig. Aber nicht einmal seine gewaltigen Ausmaße sind das Hauptproblem. Am Samstag fanden sogar zwei Demonstrationen gegen den Amazon-Tower nahe der Warschauer Brücke in Berlin-Friedrichshain statt.
Nach Angaben der Berliner Polizei beteiligten sich etwa 350 Menschen an der Protestaktion unter dem Motto "Berlin Power gegen Amazon Tower". Die Demonstrationszüge starteten am Nachmittag in Friedrichshain und Kreuzberg und endeten am Abend an der Warschauer Straße.
Der Umzug des Technologiekonzerns Amazon werde zu steigenden Mieten und Obdachlosigkeit sowie zu einer wachsenden Einkommensungleichheit führen, sagte David Rasmussen, Sprecher des Bündnisses "Berlin gegen Amazon", am Samstag.
Die Demonstranten forderten unter anderem, das "Technologie-Monopol" von Amazon zu zerschlagen. Ein Aktionsbündnis, darunter die "Letzte Generation" und "Deutsche Wohnen & Co. enteignen", hatte zu der größeren Demonstration aufgerufen.
Amazon-Tower: Ein 142 Meter hohes Bürogebäude
Der Edge East Side Tower ist ein 142 Meter hohes Bürogebäude, dessen Rohbau 2023 fertiggestellt wurde. Die Bauarbeiten begannen im September 2019. Das Gebäude mit seinen markanten Treppenschlitzen wurde nach Entwürfen des dänischen Architekturbüros Bjarke Ingels Group (BIG) errichtet. Das Berliner Architekturbüro Aukett & Heese war ebenfalls beteiligt.
Die Innenausbauarbeiten sollen voraussichtlich bis Ende 2024 andauern. Nach Angaben des Projektentwicklers Edge Technologies (Tochtergesellschaft des niederländischen Immobilienunternehmens OVG Real Estate) verfügt der Turm über rund 65.000 Quadratmeter Bürofläche.
Der Technologiekonzern Amazon will als Hauptmieter demnächst fast 30 der 37 Etagen beziehen und dort mit mehr als 3.000 Mitarbeitern seine Berliner Zentrale einrichten.
Was bewegt die Berliner?
Anwohner und Bezirkspolitiker haben das Bauvorhaben Edge East Side Berlin in den vergangenen Jahren kritisiert. Unter anderem, weil sie befürchteten: Es wird zu einer weiteren Gentrifizierung des Viertels führen.
Eine wohlhabendere Klientel wird die Preise beeinflussen und auch einfach die Aura von Friedrichshain verändern. Und der Kiez ist gerade gut so wie er ist - mit seiner bunten und äußerst demokratischen Vielfalt.
2019 versuchte der Bezirksabgeordnete Florian Schmidt (Grüne) den Bau noch gerichtlich zu stoppen. Aber das war aussichtslos, alle Genehmigungen waren längst erteilt.
Kommentar
Ein charakteristischer Kommentar aus dem Forum: "So ein mächtiges Symbol für den Niedergang des charismatischen Berlins. Sehr traurig. Der ganze Bezirk ist eine Anklage an die Politik, die das nicht voraussehen konnte oder wollte. Eine Gleichmacherei à la 'europäische Großstadt', der Berlin und viele andere ehemals lebendige, kreative und quirlige Städte Europas unterworfen werden. Das Schlimmste ist, dass sich über 3.000 Gentrifizierungs-Treiber im ehemaligen Arbeiterbezirk Friedrichshain ansiedeln und ihn so lange verwässern, bis niemand mehr eine Verbindung zur Aura des Ortes spürt."